Bergbauverein Rüdersdorf 1990 e.V.
Festrede zum 25. Jahrestag des Bergbauverein Rüdersdorf 1990 e.V. am 28.08.2015
Liebe Vereinsmitglieder,
Liebe Bergkameraden,
werte Gäste
Ein dreiviertel Jahrtausend ist vergangen und dieser lange Zeitraum ist erfüllt mit einem intensiven Kalksteinbergbau in Rüdersdorf, der nach Aufarbeitung, Würdigung und Erhalt der historischen Werte verlangt.
Mit der Gründung eines Vereins tritt erstmalig eine Gruppe von Enthusiasten auf, die sich der Pflege und dem Erhalt, dieses historischen Erbes verschrieben hat.
Der Verein, zunächst unter dem Namen „Gesellschaft zur Wahrung der Rüdersdorfer Bergbautradition 1990 e.V.“, gegründet, vereint mit dem Ziel Erhalt und Pflege der bergmännischen Traditionen eines Bergbaus, der in seiner historischen Entwicklung eigentlich nur vom Erzbergbau übertroffen wird.
Die damals in die Satzung aufgenommenen Grundsätze, Aufgaben, Rechte und Pflichten der Mitglieder haben bis heute vollinhaltlich Bestand.
Man kann davon ausgehen, dass die Gründungsmitglieder damals nicht in vollem Umfang erkennen konnten, welche Probleme und Schwierigkeiten zu erwarten waren.
Mit Zielstrebigkeit und Zuversicht wurden viele Hürden überwunden und denen, die das Werk begannen, und es bis heute fortgeführt haben soll an dieser Stelle besonders gedankt werden.
Heute sind wir stolz auf das Geschaffene und es ist uns Verpflichtung es zu erhalten.
Mit Beginn der 90 er Jahre ging erst einmal darum für den Verein eine Heimstatt zu schaffen und so wurde nach längerer Suche der Heinitztunnel aus seinem 50 jährigen Dornröschenschlaf erweckt und für unsere Zwecke hergerichtet.
Das Ergebnis einer über 25 jährigen Vereinstätigkeit lässt sich sehen. Es ist ein Kleinod geworden und sicher eines der schönsten Vereinsobjekte, bei allem Respekt gegenüber den anderen Vereinen.
Seit 1993 ist es unser Vereinsobjekt und seit dieser Zeit ein gefragter Ort für Tagungen, Konferenzen, Kolloquien, Bildungsveranstaltungen usw.
Natürlich ist der Verein hier zu Hause und Mittelpunkt des Vereinslebens in seiner ganzen Breite.
Eine Besonderheit, die uns einige Pflichten auferlegt, ist die Zuordnung zum Tagebau und damit die Unterstellung des Heinitztunnels unter das Bergrecht.
Damit erwachsen uns speziell Aufgaben, die mit der Sicherheit für unsere Gäste und Besucher verbunden sind.
Mit den Aufgaben wuchs auch das Interesse Mitglied im Verein zu werden und diese Tendenz hält bis heute an.
Von anfänglich 17 Mitgliedern sind es heute 80 Mitglieder davon 8 Bergknappen.
Der Bekanntheitsgrad des Vereins und insbesondere seines Heinitztunnels nahm schnell zu und so konnten wir uns der vielen Anfragen kaum erwehren, den Tunnel für verschiedene Zwecke nutzen zu wollen. Familienfeiern und die vorrangig schon erwähnten Nutzungen durch den Hausherrn, die CEMEX Zement GmbH.
In den ersten Jahren bestand die Vereinsarbeit darin, den Bürgern von Rüdersdorf und den Gästen geologische und technologische Zusammenhänge des Kalksteinbergbaus zu erläutern. Später begannen wir uns stärker den Persönlichkeiten zu widmen, die in bzw. für Rüdersdorf Bedeutsames geleistet haben.
Allen voran der Namensgeber des Tunnels Anton Friedrich von Heinitz.
Das Heinitz-Kolloquium im Jahr 1995 wurde zum besonderen Ereignis, da nach unserem Wissen wir die Einzigen waren, die eine solche Heinitz-Ehrung veranstaltet haben.
Zu den Persönlichkeiten der Neuzeit gehört auch Prof. Dr. Jubitz.
Sein fast 50- jähriges Wirken schlug sich nieder in einer wissenschaftlichen Aufarbeitung über die geologische Struktur der Lagerstätte. Wir konnten das Original vor dem Verschwinden bewahren, indem wir es sicherten und in unseren Bestand übernahmen.
Prof. Jubitz zu Ehren wurde im Jahr 2010 der Jubitz-Stein-Erlebnis-Platz angelegt. Er befindet sich unmittelbar neben unserem Eingang zum Tunnel.
Ein weiteres bedeutsames Ereignis in Rüdersdorf waren Temperaturmessungen in Bohrlöchern. Im Ergebnis dieser Messungen ist die sog. geothermische Tiefenstufe ermittelt worden. Sie ist heute weltweit Grundlage für alle wettertechnischen Planungen im Bergbau. Ein Ausgangspunkt war Rüdersdorf.
Es war an der Zeit unseren Verein auch würdig zu präsentieren. Zum Bergfest 1996 trat der Verein in der heutigen Vereinskleidung auf und wir konnten unsere Vereinsfahne präsentieren. Aus den ehemals 5 Uniformträgern sind bis heute 50 geworden.
Mit dieser ersten Bergfesteröffnung war der Grundstein für die alljährlich stattfindenden Bergfeste gelegt. Die feierliche Eröffnung liegt seit dem in den Händen des Bergbauvereins.
Hier standen oft historische Persönlichkeiten im Mittelpunkt. Und so mancher Zuschauer war erstaunt, wer alles in Rüdersdorf gewirkt hat. Heinitz, von Reden, Graf Rumfort, Emil von der Decken, Martin Andersen Nexö, Humboldt, um nur einige zu nennen
Namhafte Gäste wie der Präsident des Landtages Brandenburg sowie Landtagsabgeordnete aller Fraktionen waren zu Bergfesten anwesend.
Eine hohe Ehre und Wertschätzung für uns als Veranstalter der Bergfesteröffnung.
Eines der ersten Objekte, die wir getreu unserer Satzung –Erhalt technischer Denkmale- instand setzten, war das Nordportal des Heinitztunnels. Unsere sach- und fachgerechte Arbeit brachte uns Lob von der unteren Denkmalschutzbehörde ein. Ein Ansporn für weitere Vorhaben, die dann auch folgten.
Im gleichen Jahr begann der Aufbau des Heinitzportal Süd, das sie heute passiert haben. Der ehemalige Standort befand sich etwa 30 m tiefer und ca 2 km weiter östlich im Tagebau.
Demontiert, eingelagert und im Jahr 2000 neu auf unserer Freifläche errichtet war es das Werk des Vereins.
Der Wiederaufbau des historischen Glockenturmes war erneut eine ehrgeizige Aufgabe. Ohne stattliche Mittel, in freiwilliger Arbeit und mit Unterstützung von Sponsoren war das Werk 2004 vollendet und ein Wahrzeichen von Rüdersdorf wieder entstanden.
Eine weitere Persönlichkeit war Otto Torell. Die in Rüdersdorf beobachteten Gletscherschrammen waren der Beweis für seine Inlandeistheorie. Auf mehrfaches Drängen des Bergbauvereins erhielt das Gebäude mit der geologischen Ausstellung den Namen Otto Torell.
Der Bergbau in Rüdersdorf hat auch Persönlichkeiten hervorgebracht, die wir ehren. Es ist u.a. Obersteiger Nozon. Dank des Wirkens des Bergbauvereins wurde der Weg zum Glockenturm mit seinem Namen benannt. Im Jahr 2010 haben wir einen Teil des Weges gepflastert und einen Gedenkstein aufgestellt.
Der 750. Wiederkehr des nachweislichen Beginns des Rüdersdorfer Kalksteinbergbaus im Jahr 1234, war im Jahr 2004 eine große Veranstaltung gewidmet.
Wir konnten den Ministerpräsidenten Matthias Platzeck begrüßen und er würdigte in seiner Festrede die Arbeit der Bergleute und der mit der Herstellung von Baustoffen Beschäftigten.
Der Tag der offenen Tür im Tagebau in den weiterverarbeitenden Betrieben gab vielseitige Einblicke in das Geschehen und half so manchen Vorbehalt gegenüber der bisherigen industriellen Belastung unter den Besuchern abzubauen.
Ein Höhepunkt war ein großes Treffen von Bergbauvereinen aus fast allen Bundesländern und der Bergaufzug. Erstmalig waren so viele Bergleute in Rüdersdorf versammelt, sehr zur Freude und zum Erstaunen der Rüdersdorfer und vieler Gäste.
Im Jahr 2008 beschlossen wir die Bildung einer Bergknappengruppe.
Interesse für den Bergbau zu wecken, sie mit dem Erfahrungsschatz der Älteren vertraut zu machen war und ist das Ziel.
Heute können wir feststellen, dass die Begeisterung sich auch in den Familien niederschlägt.
Zunehmend sind die Bergknappen an den Veranstaltungen, wie die Eröffnung der Bergfeste beteiligt, sie gestalten mit unsere Feiern und Zusammenkünfte. Sie sind gern gesehen bei der jährlich stattfindenden Bergmannsweihnacht in Glashütte und bei Bergparaden und Aufzügen.
Wir wünschen unseren Bergknappen viel Freude und erlebnisreiche Tage im Verein.
An dieser Stelle möchten wir und die Bergknappen besonders Frau Ursula Steffen danken für die Anfertigung der Bekleidung für die Bergknappen. Herzlichen Dank.
Zunehmend wuchsen auch die Kontakte zu anderen Bergbauvereinen. Gegenseitige Besuche nahmen zu und so fanden viele gemeinsame Veranstaltungen statt.
Die Gründung des Landesverbandes Brandenburg-Berlin der Bergmanns-,Hütten- und Knappenvereine im Jahr 2002 erfuhr einen wesentlichen Impuls mit der Wahl von Hans-Jürgen Schmidt zum 1.Vorsitzenden im Jahr 2008.
Seit dieser Zeit haben sich die freundschaftlichen Beziehungen zu den Bergbauvereinen im Landesverband enger gestaltet. Das gemeinsame Auftreten zu Bergparaden und Bergaufzügen zeigt große Wirkungen im Hinblick auf den Bergbau, für das Land Brandenburg und Berlin.
Wie der Kalkstein aus Rüdersdorf seine Bedeutung erlangt hat, ist an vielen historischen Gebäuden und Anlagen erkennbar.
Eine solche Ehrung und Würdigung der Rolle des Rüdersdorfer Kalksteinbergbaus fehlt bis heute von Seiten der Stadt Berlin. Steht doch zum Beispiel. das Sinnbild für die deutsche Einheit, das Brandenburger Tor, auf Fundamenten, die aus Rüdersdorfer Kalkstein bestehen.
Die Feierlichkeiten zum 25 jährigen Jubiläum des Bergbauvereins begannen bereits am Freitagabend mit der Eröffnung des Bergfestes. Als besonderen Gast konnten wir erneut den Ministerpräsidenten begrüßen und ihn im Tunnel zum Bergbier einladen. Dabei ging es uns darum, ihn von der Notwendigkeit zu überzeugen, den Rüdersdorfer Kalkstein als Quelle aller baulichen Tätigkeit für seinen neuen Landtag zu würdigen.
Versprochen und zugesagt, war mit der Eröffnung des Landtages 2014 eine Kalksteinplatte im Sitzungssaal des Ministerpräsidenten eingebracht worden.
Während wir am 01.10.2004 unser Jubiläum begingen, liefen die Vorbereitungen für die am Folgetag stattfindende Weihe der Fahne des Landesverbandes. Die anschließende Bergparade war zum zweiten Mal ein Großereignis für Rüdersdorf und seine Gäste.
Neben den öffentlichen Auftritten zu Bergparaden ist die Bergmannsweihnacht auch für uns ein besonderes Ereignis. In eindrucksvoller Weise wird der bergmännische Traditionsgedanke verbunden mit bergmännischem Liedgut und historischen Texten den Zuschauern nahegebracht. Die zunehmende Zahl der Teilnehmer ist ein beredtes Zeugnis für das Interesse der Besucher und Gäste: auch in einer Zeit von Widersprüchen zum Bergbau allgemein und im Land Brandenburg zur Braunkohle.
Unser Vereinsobjekt hat in den letzten Jahrzehnten an Substanz gewonnen.
Daraus ergibt sich ein hoher Bedarf für die Erhaltung und Unterhaltung. Dafür sind in den vergangenen Jahren über 30.000 Stunden freiwilliger unentgeltlicher Mitarbeit von unseren Mitgliedern geleistet worden.
Instandhaltung setzt natürlich eine ausreichende technische Basis voraus. Zu Beginn des Jahres 2011 kam es zu einem Felsabrutsch und unsere technische Basis war nur noch Schutt und Asche. Zum Glück konnten wir wichtige Teile bergen, instandsetzen und so war der Schaden zwar erheblich, aber wir waren bald wieder arbeitsfähig.
Hier setzte sofort eine große Hilfsbereitschaft ein und dank unserer Sponsoren und Unterstützer, voran der Hausherr, waren wir relativ schnell wieder einsatzbereit.
Uns wurde deutlich, wie wichtig gerade dieser Technikkomplex für die weitere Existenz des Heinitztunnels ist.
Noch ist das Jubiläumsjahr nicht zu Ende und es sind noch einige Aufgaben zu bewältigen. Ein weiteres Denkmal gehört zum historischen Erbe.
Zu den namhaften Persönlichkeiten der Rüdersdorfer Bergbaugeschichte gehört auch …Emil von der Decken.
Ihm zu Ehren wurde vor 100 Jahren ein Denkmal errichtet.
In den Wirren der Nachkriegszeit gingen bedeutende Teile des Denkmals verloren.
In diesem Jahr begann eine große Initiative dieses Denkmal wieder in einen würdigen Zustand zu versetzen. Maßgebend und unter Bauführung von Winfried Arndt wird die Fertigstellung noch in diesem Jahr beendet.
Mit viel Mühe ist das verloren gegangene Relief des Herrn von der Decken neu gestaltet worden. Am 24.10.2015 soll die feierliche Wiedereinweihung erfolgen.
Für die Fortsetzung des Wirkens von Anton Friedrich von Heinitz war Fiedrich Wilhelm von Reden ein würdiger Nachfolger. Er war Oberberghauptmann und preußischer Bergbauminister. Unser Anliegen ist sein Wirken und seine Bedeutung für Rüdersdorf hervorzuheben.
Gemeinsam mit der Rüdersdorfer Kultur GmbH werden wir im November 2015 ein Reden-Kolloquium durchführen.
Aus Anlass seines 200. Todestages nehmen wir im September an der Enthüllung einer Gedenktafel in Bukowiec/Buchwald (Polen) teil.
Nicht genug der großen Aufgaben plant der Bergbauverein in den kommenden Jahren die fachliche Begleitung für die Errichtung eines Bergbaumuseums. Damit soll dem historischen und jetzigen Bergbau endlich seiner Bedeutung entsprechend ein Museum eingerichtet werden.
Die konzeptionelle Grundlage wurde von Prof. Dr. Slotta erarbeitet und vom Fachbeirat des Museumsparks bestätigt. Wir grüßen Herrn Prof. Dr. Slotta und wünschen ihm baldige Genesung.
Liebe Vereinsmitglieder, liebe Bergkameraden, werte Gäste,
25 Jahre Vereinstätigkeit ist bei allem Engagement der Mitglieder nicht erreichbar wenn nicht eine vielseitige Unterstützung durch Sponsoren, Sympathisanten, Freunde und Förderer gewährt wird.
Es sei mir gestattet einige von Ihnen zu nennen:
CEMEX Zement GmbH,
CEMEX Logistik GmbH,
Fels-Werke GmbH, Werk Rüdersdorf,
Hoffmeier Industrieanlagen,
Sparkasse Oderland (Filiale Rüdersdorf)
Fa. Autolicht Kupsch,
Fa. Ruhrmann Drucklufttechnik,
Fa. MAS Maschinen –und Anlagen GmbH
Fa. Feldbinder Spezialfahrzeuge,
Fa. Metallbau Bredereck,
Fa. Werkzeughandel D. Erdmann ,
FCC Franke Coal, Trading International.
Ihnen gilt unser Dank und wir verbinden mit dem Dank die Hoffnung auf weitere Unterstützung unserer Vorhaben die letztlich der Pflege der Bergbautradition, dem Ansehen der Gemeinde Rüdersdorf und dem Bergbau allgemein dienen.
Glückauf
© Bergbauverein Rüdersdorf 2024